Die Zeichen verdichten sich, dass das 2. Halbjahr 2023 die Rezession für die deutsche Wirtschaft ausruft.
Mit einer raschen Verbesserung ist nicht zu rechnen: Die Gründe für diesen Einbruch bleiben schließlich über das Jahresende erhalten. In erster Linie sind dies die unverändert hoch empfundenen Energiepreise, die magere Weltkonjunktur, das gestiegene Zinsniveau. Für viele Unternehmer kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Der Fachkräftemangel. An ihm wird sich auf Dauer nichts ändern, denn die neueste Pisa-Studie 2022 zeigte: Deutsche Schüler sind in Grundkompetenzen regelrecht abgestürzt. Im Fach Mathematik reichte es nur noch für einen 25. Platz im Mittelfeld - hinter Litauen und vor Frankreich, aber unterhalb des OECD-Durchschnitts. Seit 2015 geht der Trend hierzulande jedoch in allen Disziplinen für einheimische Schüler nach unten. Dagegen entfaltet ein Punkt noch keine große Wirkung: Das Abschmelzen der Bargeld- und Einlagenbestände deutscher Firmen. Beeindruckend ist zwar, dass sie erstmals seit 48 Jahren sinken, aber 769 Mrd. € sind ein auskömmliches Polster. Wäre da nicht der Umstand, dass es hierzulande von 2022 bis 2023 um 6 Mrd. € abgenommen hat. Zudem: Die genannte Summe entspricht rd. 19 % des deutschen BIP; 2003 waren es erst 10 %. Allerdings bringen es die Unternehmen in den Niederlanden auf eine Quote von 24 %, in Frankreich auf 30 % und selbst in Spanien und Italien auf rd. 22 %, das europäische Mittel liegt bei 24 %. Freilich: Die hohen Zinsen, die heutzutage für Darlehen verlangt werden, bringen andererseits Zinsen auf Guthaben ein. An dem Plus erfreut man sich jedoch nur so lange, wie man die Inflationsrate nicht gegenrechnet, was insbesondere 2022 galt. Angesichts der Herausforderungen, denen sich deutsche Unternehmen stellen müssen, steht bereits fest, dass ihr Geldbestand auch künftig sinkt. Die Börse antizipiert. Genauer: Die Investoren tun dies. Deshalb ist es mehr als beachtlich, was sich in den letzten Monaten am Anlagemarkt tat: Geld wurde aus Fonds abgezogen, deren Fokus auf erneuerbaren Technologien und der Energiewende liegt, und in fossile Assets umgeleitet. Konkret waren es z. B. nur im September und Oktober über 1 Mrd. €, die aus grünen Fonds abgezogen wurden. Dagegen verzeichneten Öl- und Gas-Fonds rd. 1,5 Mrd. € an Zuflüssen. Shell allein will bis 2026 etwa 40 Mrd. Dollar in die Erschließung neuer fossiler Brennstoffe investieren. In diesem Jahr stiegen die Ausgaben für Öl- und Gas-Vorkommen lt. Internationaler Energie-Agentur (IEA) bereits um 6 % auf 950 Mrd. Dollar. Die Appelle der Bundesaußenministerin bei der Weltklimakonferenz COP28 sind also gut und schön: Sie haben nur nichts mehr mit der Realität zu tun! Davon abgesehen, werden die Preise für Energie-Rohstoffe noch aus anderem Grund volatil bleiben: In Südamerika verstärkt sich der Trend, dass bislang klassische Förderstaaten wie Mexiko, Ecuador und Kolumbien Förder-Anteile verlieren, während andere Nationen gewinnen. Guyana beispielsweise. Das als einer der ärmsten Staaten Südamerikas bekannte Land mit weniger als 1 Mill. Einwohner steigert seine Öl-Produktion seit Jahren. Und dies auf ein Level, dass Branchenkenner davon ausgehen, Guyana werde bereits 2025 mehr Rohöl liefern als die vier größten Förderstaaten auf dem Sub-Kontinent! Venezuelas Diktator kommentierte: Da man seit Langem einen Teil des Nachbarlandes Guyana beansprucht, werde man für das kämpfen, „was uns gehört“. Keine Rede dagegen davon, dass vor allem Korruption, Missmanagement und fehlende Investitionen die Gründe für geringere Öl-Fördermengen sind - und dies nicht nur in Venezuela. Welche Ausmaße die Konflikte in Südamerika annehmen, ist derzeit ungewiss.
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