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Edelmetalle zünden den Turbo
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NewsletterLeuchtturm
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26.07.2025

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klinzing

Sehr geehrte(r) ,

für den heutigen Newsletter haben wir Bernhard M. Klinzing, Chefredakteur des „Frankfurter Börsenbriefs“, gewinnen können. Sein Fokus liegt gegenwärtig besonders auf den Edelmetallmärkten.

Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende.
Ihr Bernecker-Team

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Herr Klinzing, im Vorgespräch sagten Sie uns, dass Gwede Mantashe Ihren Lesern den nächsten Urlaub spendiert. Wie meinen Sie das? Wer ist der Mann und was macht ihn für Investoren interessant?

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‌ Minister of Mineral Resources and Energy Gwede Mantashe

Klinzing: Gwede Mantashe war in den letzten 40  Jahren einer der führenden Köpfe in Südafrikas Bergbau-Gewerkschaft. Er hat sich lange hochgearbeitet, war dort über Jahre Generalsekretär, dann auch Generalsekretär beim ANC und Direktor beim Bergbau-Unternehmen Samancor. Seit dem Amtsantritt von Präsident Ramaphosa ist er Energieminister des Landes.

Klingt, als habe der Mann gute Connections und einigen Einfluss.

Klinzing: Das ist richtig, er ist gut verdrahtet. Ohne ihn läuft in Südafrikas Energie-Sektor nichts.

„Läuft nichts“ ist ein gutes Stichwort. Denn tatsächlich kommt es in Südafrika ja so gut wie täglich zu Stromausfällen. Woran liegt das?

Klinzing: Das hat viele Gründe. Der wichtigste ist für mich, dass der größte Energieversorger, der für 95 % der Stromlieferungen steht, ESKOM, von den Spitzen im Staat ausgepresst wird und auch als Ver- und Entsorgungsstation für altgediente Politiker missbraucht wird, natürlich zu üppigen Salären. Die Personalkosten von ESKOM spotten jeder Beschreibung. So fehlt seit Jahren das Geld für Investitionen - die Folge sind eben die Stromausfälle.

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‌ Newsletter ESKOM; CDS 2020 01

Wie ernst ist die Lage bei ESKOM?

Klinzing: Man muss sagen, die Insolvenz-Gefahr war in den letzten Jahren auch schon mal höher. Allerdings haben sich die Preise für Credit Default Swaps, also die Kreditausfall-Zertifikate für Anleihen des Versorgers, in den letzten Wochen wieder ein Stück in die Höhe bewegt.

Könnte die Stromproduktion nicht von anderer Seite gesichert werden?

Klinzing: Könnte ja. Unternehmen haben reihenweise Anträge laufen, dass sie ihren Strom selbst produzieren wollen. Über Windenergie oder Ähnliches. Aber in Südafrika darf nur Strom bis zu 1 MW selbst erzeugt werden. Da kommt man nicht weit. Selbst im Unternehmen ESKOM gab und gibt es genug Initiativen, der misslichen Situation abzuhelfen und über regenerative Energieerzeugung den Engpass in den Griff zu bekommen.

Aber kann man diese gesetzliche Deckelung nicht ändern?

Klinzing: Es gab bereits Anträge im Parlament, die Grenze auf 10 MW anzuheben. Die sind aber nicht durchgedrungen.

Warum?

Klinzing: Gwede Mantasha war einer der maßgeblichen Bremser

Wegen der alten Connections zur Kohle, die in Südafrika der wichtigste Primärenergieträger ist?

Klinzing: Mutmaßlich. Dazu kommt, dass Regenfälle im letzten Herbst die zu verstromende Kohle unbrauchbar gemacht haben.

Was sind die Folgen?

Klinzing: Betriebe stehen still. Das betrifft vor allem die Minenindustrie. Man stelle sich vor, ein Stromausfall betrifft Förderbänder und Aufzüge. Die sensiblen Maschinen gehen bei einem plötzlichen Spannungsabfall kaputt. Das kann sich kein Minenbetreiber leisten. Die Produktion ist seit einiger Zeit stetig rückläufig. Das wird sich nach meiner Prognose nicht ändern. Das betrifft im Übrigen auch die protegierten Kohleminen. Weniger Kohle, weniger Steuereinnahmen, weniger Stromentgelte, weniger Investitionen. Die Abwärtsspirale ist längst in Gang gesetzt.

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‌ Newsletter Palladium 2020 01

Ist das auch der Grund, warum die Preise für Palladium und Rhodium, die ja ohnehin schon seit Monaten im Aufwärtstrend sind, den Anstiegswinkel noch einmal verschärft haben?

Klinzing: Das ist sicherlich der wichtigste Auslöser und vor allem eine Basis, auf der sich auch jetzt noch eine Spekulation auf die Metalle aufsetzen lässt.

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‌ Newsletter Rhodium2020 01

Im „Frankfurter Börsenbrief“ haben sie in den letzten Wochen ja schon eine Reihe von erfolgreichen Spekulationen auf Palladium vorgenommen. Meinen Sie nicht, dass der Kurs inzwischen in eine Fahnenstange gelaufen ist und das Risiko für den Anleger immer größer wird?

Klinzing: Immer größer wird die Versorgungsnot in Südafrika und immer knapper damit die weltweite Versorgung mit diesen Edelmetallen.

Können die Nachfrager das Palladium nicht einfach woanders kaufen?

Klinzing: Schwierig, weil Südafrika für 37 % der Palladium-Förderung und für rund 80 % des weltweiten Rhodium-Outputs steht, das ebenfalls für Katalysatoren verwendet wird. Russland fördert noch ähnlich viel und dann wird es ganz schnell ganz dünn.

Der Trend beim Palladium, das ja vor allem für Katalysatoren von Benzinern verwendet wird, hat ja nach den Dieselskandalen angefangen, als die Verbraucher umschwenkten. Lässt sich dieser Trend fortschreiben?

Klinzing: Dieser Trend ist schon wieder leicht rückläufig. Auch weil Diesel-Fahrzeuge deutlich weniger CO² emittieren als Benziner.

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‌ Newsletter KfZ 2020 01

Kommen wir zur Nachfrage. Der Automobilindustrie geht es doch relativ schlecht. In vielen Betrieben, auch der Zulieferer, ist in Deutschland Kurzarbeit angesagt. Sollte das nicht zu einem Rückgang der Nachfrage nach Palladium führen?

Klinzing: Diese Analyse war bis vor ein paar Wochen richtig. Die Ende dieser Woche veröffentlichten europäischen Zulassungszahlen für die Kfz-Branche machen zuversichtlich, dass der Tiefpunkt hinter uns liegt. Gerade der Dezember brachte noch mal eine Verkaufsoffensive. Ich rechne also eher mit einer steigenden Palladium-Nachfrage.

Das heißt zusammengefasst, Palladium- und Rhodium-Preise werden demnächst sowohl von der Nachfrage- wie von der Angebotsseite nach oben gedrückt?

Klinzing: Genau das erwarten wir. Die immer anspruchsvollere Technik in den Autos führt zu einem höheren Bedarf pro Einheit. Palladium ist jetzt schon in einem Angebotsdefizit, was sich in den nächsten Quartalen noch steigern wird.

Also noch einsteigen?

Klinzing: In der neuen Ausgabe vom Wochenende legen wir eine neue Spekulation sowohl auf Palladium wie auf Rhodium auf.

Palladium ist klar, aber Rhodium ist doch sehr markteng, oder?

Klinzing: Das ist richtig. In New York gingen in dieser Woche von dem Exchange Traded Commodity nur 40-80 Stück/Tag um, in London 350-700 Stück, in Frankfurt 250 – 1000 Stück. Viele Banker ermöglichen ihren Kunden den Kauf nicht. Das ist ärgerlich bzw. Verhandlungssache. Eine Limitierung ist unerlässlich.

Muss das denn sein?

Klinzing (lacht): Es ist eine Geschmacksfrage. Der Frankfurter Börsenbrief wird gerade von institutionellen Lesern dafür geschätzt, dass er nicht nur das Frankfurter und New Yorker Parkett intensiv be- und durchleuchtet, sondern einen sehr breiten Fokus hat. Die prächtigsten Blumen wachsen oftmals abseits der ausgetretenen Pfade. Es schenkt zugegebenermaßen einen Lustgewinn, Investment-Targets aufzuspüren, die von sonst niemandem gesehen und besprochen werden und dann – hoffentlich erfolgreich – zu spielen. Das machen wir seit über 60 Jahren, aber ist natürlich nicht jedermanns Sache. Uns läuft seit einiger Zeit aber beim Blick auf die Edelmetalle das Wasser im Mund zusammen.

Mit welchem Zeithorizont?

Klinzing: Mindestens bis zum Sommer, damit sich unsere Leser eben mit den Gewinnen einen Traumurlaub – vielleicht in Südafrika - leisten können.

Herr Klinzing, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Klinzing: Danken Sie Gwede Mantashe.

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Noch eine Ergänzung aus unserer TV-Abteilung: 8 Aktien im Schnelltest. Am 16.01.2020 war es mal wieder so weit. Oliver Kantimm aus dem Redaktionsteam unseres vielfach ausgezeichneten Börsenbriefes "Der Aktionärsbrief" ordnete 8 Aktien kurz und bündig für Sie ein. Was war diesmal im Sortiment?

++ Luckin Coffee - reichlich Aroma in der Performance
++ Beyond Meat - Zusätzliche Würze durch McDonalds?
++ Ballard Power - Was tun mit dem Dinosaurier der Brennstoffzellen-Branche?
++ Varta - Kurzschluss in der Aktie-Wertentwicklung?
++ Veeva Systems - Reizvolle Story - Luftige Bewertung?
++ Safran - Schon mal ein Kauflimit anvisieren?
++ Morphosys - Kurskapriolen!
++ Teamviewer - Kurse schon bald in Richtung 35 €?

Übrigens: Der Schnelltest ist ein Auszug aus dem ansonsten umfangreicheren Video-Gespräch mit Oliver Kantimm. Sonstige Themen in der (kostenpflichtigen) Sendung waren diesmal:

++ Ausgangslage an den Märkten?
++ Wie sind die vorl. Zahlen von Hellofresh einzusortieren?
++ Wirecard vor Short-Squeeze?

Sie wollen die ganze Sendung sehen bzw. generell auch regelmäßig Bernecker-Redakteure vor die Linse bekommen? Wie wäre es mit einem Abo von Bernecker TV? Weitere Informationen gibt es HIER.

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