Das Hochfahren der deutschen Wirtschaft wird eine der spannendsten Perioden der letzten Jahrzehnte. Dass eine Regierung das Wirtschaftsleben quasi per Knopfdruck abschaltet, gab es noch nie. Wie der Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg gelang, erinnert die ganze Welt und die noch Lebenden der damaligen Generation. Der eine oder andere war dabei, der „Schmitt-Brief“ ab 1946 als „Vertrauliche Wirtschaftsbriefe“ auf jeden Fall. Zwei Termine spielten damals eine große Rolle: Alles war zerstört und es gab keine deutsche Regierung, aber immerhin verantwortliche Besatzungsmächte, die USA und Großbritannien. Das eine Stichwort heißt Marshall-Plan, der am 5.6.1947 mit einer Rede vor Harvard-Absolventen begann. Als monetäre Drehscheibe wurde die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) installiert. Der erste Vorsitzende des KfW-Verwaltungsrats war Otto Schniewind, sein Stellvertreter Hermann Josef Abs. Damit begann die sinnvolle Finanzierung der deutschen Industrie aus dem Stand heraus. Jetzt ist diese etabliert, aber abgeschaltet, was stets zur gleichen Frage führt: Wie gelingt das Hochfahren? 500 000 Kleinstbetriebe erhalten bis zur Stunde Schnellkredite über insgesamt 50 Mrd. €, am Ende werden es wohl 700 000 sein bzw. 70 Mrd. €. Am 20.6.1948 mit der Währungsreform lief es noch spannender. Einen Tag vorher gab es nichts, 12 Stunden später gab es alles, aber dafür waren alle Anleihen nur noch 10 % wert. Wie die deutschen Verbraucher darauf reagierten, wissen noch Oma und Opa, andere aus Büchern. Die Entwicklung aus einer Krise heraus erhält Kraft aus dem Optimismus der Menschen, erstens überlebt zu haben und zweitens weiter leben zu können. Mathematisch lässt sich dies mit der umgekehrten Glockenkurve von Carl Friedrich Gauß erläutern (Brief vom 24.4.2019). Schon ab Ostern wird dies zu den ersten Ergebnissen führen. Wir betonen die Psychologie vor der unbedingten Berechenbarkeit nach den üblichen Methoden aller Institutionen. ●●● Selbst China braucht Zeit zurück zum Normalzustand. Zwar werden Produktionen wieder aufgenommen und Läden geöffnet. Doch fest steht auch: Im Januar und Februar sanken die Exporte Chinas in die Welt um 17 %, in die EU um 18 %, nach Deutschland sogar um 24 %, das Handelsbilanzdefizit erreichte insgesamt ca. 7 Mrd. Dollar (jeweils gegenüber dem Vorjahreszeitraum). D. h.:
Die ausländischen Geschäftspartner müssen sich u. a. auf insolvente (private) Unternehmen einstellen. Damit auch auf ausgefallene Lieferanten. Überdies ist die Konsumnachfrage gering, was den deutschen Unternehmen, die in China für den dortigen Markt fertigen, zu schaffen macht. Lt. einer Umfrage der Deutschen Außenhandelskammer im Reich der Mitte sehen etwa 70 % der befragten Firmen darin eines der größten Hindernisse auf dem Weg zurück. Getoppt wird dies allerdings noch von den unverändert bestehenden Reisebeschränkungen. Vor allem, wenn es um die Einreise deutscher Teams geht: Von jetzt auf gleich verhängte Peking ein völliges Einreiseverbot für Ausländer. Das macht das Wiederanfahren der Wirtschaft/der Unternehmen nicht leichter. Auch hier könnte über eine stärker regional orientierte Fertigung nachgedacht werden. Unterm Strich wird derzeit mit einem BIP-Plus Chinas von 4,3 % in diesem Jahr gerechnet.
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