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Viele Fragezeichen ranken sich um den deutschen Aufschwung. Dass die hiesige Volkswirtschaft sich wieder erholt, zeigten die jüngsten Konjunkturdaten. Indes: Sie betrafen überwiegend die Industrie, z. B. bei den Exporten und Auftragseingängen. Wie es mit den Dienstleistungen aussieht, ist weniger offensichtlich. Hier klärt eine neue Studie auf: Ja, die Weltwirtschaft wird sich in den nächsten 2 bis 3 Jahren vom Coronaschock erholen. Aber nein, Deutschland wird an den Wachstumspotenzialen wenig teilhaben. Denn: Die Wissenschaftler von Oxford Economics prognostizieren einen Aufschwung, der in erster Linie durch die Dienstleistungen getragen wird. Die Dimensionen: Bis 2025 steigt der weltweite Service-Markt um 1,9 auf dann rd. 8 Bill. Dollar. Das entspricht einem Plus von 31 %. Profitieren davon werden die USA, Großbritannien, Australien, Neuseeland sowie Hongkong, Singapur, Katar und Saudi-Arabien. Die Rede ist hier nicht nur von IT-, sondern auch von Finanz- und Kommunikationsdiensten. Deutschland mit seinem Schwergewicht auf Industriegütern und -waren wird es schwer haben, zu partizipieren. Mehr noch: Eine wichtige Voraussetzung, um auf den Zug aufzuspringen, fehlt. Gemeint ist u. a. das 5G-Netz, an dem hierzulande 4 % der Haushalte teilhaben. Auch mangelt es nach wie vor an der gewinnbringenden Zusammenarbeit zwischen ITlern und klassischen Ingenieuren. Ulrich Dietz, Gründer und heute Verwaltungsratschef von GFT Technologies, gab hierzu dem „Handelsblatt“ ein Interview. Seine Bilanz fällt schlecht aus: Zum einen mahnt er an, dass es in deutschen Konzernen nicht einmal einen „Chief Information Officer“ (CIO) gibt. D. h.: Die Vorstände billigen dem Thema IT noch immer nicht die Bedeutung zu, die es haben müsste, wenn sie es ernst meinen mit der Digitalisierung der Produktions- und sonstigen Geschäftsprozesse. Zum anderen verweist Dietz darauf, dass die meisten Unternehmen nach wie vor verkennen, zu welchen Veränderungen es kommen wird. Salopp formuliert: Es geht künftig nicht mehr darum, die letzte Unebenheit von einem Metallstück wegzufeilen, sondern für Kunden nach der Datenanalyse neue Services zu entwickeln und ihnen anzubieten. Teslas Kernkompetenz liegt nicht im Autobau, sondern in der Softwareentwicklung inkl. „Trial and Error“. Wer von den Deutschen kann hier mitmachen?
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