Für das Börsenjahr 2023 hatten wir die Methodik der Spieltheorie als Richtlinie erläutert.
Die Kriterien der Spieltheorie erwiesen sich als gut geeignet, die jeweiligen mittleren Trends für zwei oder drei Monate gut auszuloten. Sie ergaben sich aus den verschiedenen unerwarteten Entwicklungen geopolitisch oder parteipolitisch und mit den jeweiligen logischen Ansätzen bzw. Folgen. Der Israel-Krieg war die größte geopolitische Überraschung, die so gut wie niemand voraussah. Auch wir nicht. Das neue Jahr steht unter einem anderen Vorzeichen. Nachdem die eingangs genannten Kriterien bestätigt sind, geht es nun um die Fortsetzung der weiteren Trends. Spieltheoretische Überlegungen greifen diesbezüglich nicht. Wohl aber das Prinzip des Schachspiels. Was heißt das? Die zwei Kriege in der Ukraine und in Israel werden im kommenden Jahr zu einem geopolitischen Kompromiss führen, dessen wirtschaftspolitische Folgen begrenzt sind. Das ist unschwer vorauszusagen. Der Weg dahin sind keine Spielereien, sondern mühsame Verhandlungen mit den bekannten Endeffekten. Ob die Ampel in Berlin zerfällt, ist fragwürdig. Mit der besonderen Ausgangslage, die es in dieser Form in Deutschland noch nie gab. Die drei Parteien und die davorstehenden Personen kämpfen allesamt um ihre persönlichen Ideen und Schicksale, die Parteien jeweils um ihre Klientel und die deutsche politische Landschaft, und alle wissen, dass eine Neuwahl zu neuen politischen Kräfteverhältnissen im Bundestag oder im Lande führen wird. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie jede Chance nutzen, um bis zur nächsten Wahl zusammen zu bleiben. Der jüngste Kompromiss zum Haushalt 2024 ist ein Beleg dafür. Folge: Die deutsche Wirtschaft kann damit leben. Ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um geschätzt 0,5 % sind etwa 20 Mrd. € weniger Leistung von insgesamt 84 Mio. Menschen im Lande. Zu unterscheiden sind also Prozent- und echter Euro-Betrag. Für die Börse ist dies ein Nebeneffekt, denn: Die Klimakonferenz in Dubai war ein mühsamer Kompromiss, um ein einziges Wort: „Muss“ oder „Soll“. Eine Muss-Vorschrift wurde nicht erreicht, eine Soll-Vorschrift für den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern lässt sich politisch gut verkaufen, wird aber ein sehr langer Weg. Damit steht die gesamte deutsche Klimapolitik auf dem Prüfstand. Vereinfacht ausgedrückt: Sie ist richtig gedacht, lässt sich aber in der bisher gewählten Form nicht umsetzen. Mit dem bekannten Urteil aus Karlsruhe ergibt sich eine neue Perspektive: Der Rausch des Sozialstaates ist vorerst beendet. Auf rd. 100 bis 200 Mrd. € Investitionen in die Infrastruktur kommen die inzwischen berechneten Finanzreserven. Auch 400 Mrd. € wären machbar. Warum? Die deutsche Verschuldungsgrenze ist seriös gedacht, aber kritisch zu hinterfragen. Deutschland hat die solidesten Finanzreserven mit einer Verschuldungsrate von nur 62 %. Allein die Schweiz liegt noch günstiger. Deutschland hat es also in der Hand, die genannten Beträge sinnvoll über langfristige Staatsanleihen auszubauen, die ausschließlich für Investitionen zur Verfügung gestellt werden können. Das wirkt wie ein Konjunkturprogramm mit wesentlichen Anstößen für alle Sektoren. Dazu gehört neben einem sinnvollen Rückbau der fossilen Energien ein ebenso überschaubarer Aufbau der Alternativen. Dazu gehört ein Reizwort besonderer Art: Kernenergie! Jedenfalls: Alle Märkte leben von Zielen und Erwartungen, wie eingangs bemerkt. Jetzt geht es darum, wie diese Ziele von Wirtschaft und Politik auch erfüllt oder begleitet werden. Auf die richtige Auswahl der interessantesten Investments wird es also ankommen. Wir wünschen Ihnen hierfür nicht nur eine glückliche Hand, sondern auch einen realistischen Spürsinn dafür, wie man dies erreicht. Wir wünschen Ihnen für die kommenden Tage Ruhe, Gelassenheit, Frieden in der Familie und im Umkreis sowie ein glückliches, erfolgreiches neues Jahr!
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