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NIKOLA & Co: Vorsicht SPACs!
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NewsletterLeuchtturm
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07.08.2020

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brahm

Sehr geehrte(r) ,

diese Woche hat Jens Brahm vom Bernecker Börsenkompass den Newsletter für Sie zusammengestellt.

Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende.
Ihr Bernecker-Team

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Die Börsen boomen trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage. Die meisten Indizes aus dem Technologiebereich notieren längst auf neuen Allzeithochs. Wichtigster Treiber für den Boom sind die Notenbanken. Die Flut an billigem Geld fördert allerlei skurrile Blüten zutage. Eine gar nicht neue aber derzeit gehypte sind die SPACs. Insbesondere im Bereich Wasserstoff und alternative Antriebe findet diese spezielle Form der Börsennotierung Anwendung. Lesen Sie in unserem Newsletter, was es damit auf sich hat und ob Sie dabei sein sollten.

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SPAC ist die Abkürzung für Special Purpose Acquisition Company. Das sind mit Liquidität ausgestattete Zweckgesellschaften, die zum Einsatz kommen, um ein operatives oder auch nur zukünftiges Geschäft zu übernehmen. Die Gesellschaften sind bereits an der Börse gelistet, oft nur als Mantel ohne eigenes Geschäft. Bringt man nun in eine solche Gesellschaft ein operatives Geschäft ein, kann man sich den aufwändigen und teuren Weg des IPO sparen. Das ist oft billiger und geht schneller. Ein bekanntes Beispiel für eine solche Transaktion ist NIKOLA. Der Wasserstoff-Lkw-Spezialist in den Mantel von VectoIQ geschlüpft. Der Kurs explodierte von rund zehn auf über 90 US-Dollar, um dann wieder bis auf 29 Dollar zusammenzubrechen. Nichts für schwache Nerven aber natürlich spannend. Börsenwert gestern, fast 13 Milliarden US-Dollar für null Umsatz. Das geht nur in den USA an der Börse.

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nikola
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Gegen das Vehikel ist eigentlich nichts Grundsätzliches einzuwenden. In bestimmten Fällen kann es sinnvoll sein. Problematisch wird es dann, wenn nur Erwartungen gehandelt werden. In Zeiten billigen Geldes fließen auch in solche Konstruktionen mitunter riesige Summen. Dabei ist es hier genauso wie anderen Geschäftsbereichen. Nur etwa jede zehnte Geschäftsidee wird auch ein Erfolg. Deshalb ist dringend angezeigt, genau hinzuschauen. Im Windschatten der Erfolgsstory von TESLA sorgen im Bereich der alternativen Antriebe mehrere solcher SPACs für Furore. Die nächsten Kandidaten für ähnliche Börsengänge durch die Hintertür stehen bereits in den Startlöchern. Der Hype um TESLA und NIKOLA spricht dafür, dass sich die Anleger ebenfalls auf diese Neuzugänge stürzen werden. Wir stellen drei solcher Beispiele vor.

Auch HYLIION ist auf schwere Nutzfahrzeuge spezialisiert. Die Firma hat unter dem Namen ERX, einen Hybrid-Truck mit einem Gewicht von mehr als 14 Tonnen vorgestellt der über 1000 Meilen Reichweite verfügt. Hier gibt es immerhin schon einen Fahrplan mit Zahlen. Im kommenden Jahr sollen erste Demofahrzeuge an Kunden ausgeliefert werden. Höhere Stückzahlen und nennenswerte Umsätze peilt HYLIION ab 2022 an. Der Logistiker AGILITY hat bereits eine Vorbestellung von bis zu 1.000 Lkws mit dem neuen Antrieb bestätigt. 2022 plant man intern mit 344 Millionen US-Dollar Umsatz. 2024 sollen es schon zwei Milliarden US-Dollar sein. Operatives Plus dann 600 Millionen US-Dollar laut Plan. HYLIION schlüpft wie NIKOLA in eine bereits notierte Zweckgesellschaft namens TORTOISE ACQUISITION. Auf Basis der aktuellen Kurse wird das Gesamtkonstrukt mit 4,4 Milliarden US-Dollar bewertet. Kein Schnäppchen aber immerhin deutlich günstiger als NIKOLA.

FISKER ist ein weiters Beispiel und wie TESLA ein Hersteller moderner Elektromobile. Der Börsengang wird im Rahmen einer Fusion mit der Zweckgesellschaft SPARTAN ENERGY ACQUISITION CORPORATION erfolgen. Der Abschluss des Deals ist für das vierte Quartal 2020 vorgesehen. Die Transaktion wird FISKER rund 1 Milliarde US-Dollar einbringen. Die Einnahme soll dazu verwendet werden die Entwicklung des elektrischen Geländewagens FISKER Ocean zu finanzieren. Der soll Ende 2022 in die Produktion gehen und von da an Geld einspielen. Bereits an Bord ist der Finanzinvestor APOLLO. Die Bewertung von FISKER über die SPAC-Transaktion liegt bei rund 3 Milliarden US-Dollar. Das alles wohlgemerkt nur für den Plan, ab 2022 ein E-Modell auszuliefern. Umsatz bis dato auch hier null.

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Spartan energy acquisition
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In den USA wird wie nirgendwo anders die Zukunft finanziert und an der Börse gehandelt. Das billige Geld der FED überflutet solche Wetten auf die Zukunft. Die Risikoaffinität ist eine andere als hierzulande. Entweder der Einsatz vervielfacht sich oder er muss abgeschrieben werden. Der Handel in SPARTAN ENERGY ACQUISITION ist Stand heute allerdings nur in den USA an der New York Stock Exchange (NYSE) möglich. Eine Notiz in Deutschland wird es voraussichtlich erst dann geben, wenn FISKER offiziell notiert ist.

Als jüngstes Beispiel strebt LORDSTOWN MOTORS an die Börse. Das 2019 gegründete Unternehmen entwickelte den Pickup-Truck „Endurance“. Das Antriebssystem des Endurance beinhaltet ein interessantes Detail: Die Motoren sitzen in den vier Rädern, was einfach und kostengünstig ist. Das Fahrzeug soll im Sommer 2021 am ehemaligen General Motors-Standort Lordstown in Serie gehen. Seit Vorstellung des Prototyps Ende Juni gingen 27.000 Vorbestellungen ein. Das entspricht laut Management einem späteren Umsatz von 1,4 Mrd. US-Dollar. Das klingt nicht unrealistisch aber das Beispiel NIKOLA mahnt zur Vorsicht.

Auch LORDSTOWN will schnell an die Börse und plant die Verschmelzung mit einer börsennotierten Zweckgesellschaft: Sie hört auf den schillernden Namen DIAMONDPEAK HOLDINGS. Der Kurs ist diese Woche schon mal von 10 auf 14 US-Dollar angesprungen. Gestern 12,40 US-Dollar. Die Bewegung ist noch jung, der Börsenwert liegt um 350 Millionen US-Dollar. Das ist im Vergleich zu den oben genannten Aspiranten ein Schnäppchen, bedeutet aber gleichfalls Vorschusslorbeeren.

Es ist kaum seriös zu prognostizieren, ob der Plan belastbar ist und aufgehen wird. Bis mit dem Produkt tatsächlich Geld verdient wird, kann vieles schief gehen. Man sollte auch nicht vergessen, dass die Konstrukteure hinter den SPACs das notwendige dafür tun, dass alles schick aussieht. Wer hier mitspekulieren will, macht das bitte mit kleinen Beträgen. Vorsicht, heiß!

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