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Sehr geehrte(r) ,
diese Woche hat Markus Horntrich, Redakteur von "Frankfurter Börsenbrief / Bernecker Trendinvestor", den Newsletter für Sie zusammengestellt. Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende. Ihr Bernecker-Team
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Nach dem starken Jahresauftakt an den Märkten folgt die erste Bewährungsprobe.
Die US-Berichtssaison zum vierten Quartal 2022 ist angelaufen. Aktuellen Schätzungen zufolge wird für die S&P 500-Konzerne von einem Gewinnrückgang um 2,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal ausgegangen. Um das etwas ins Verhältnis zu setzen: Zur Jahresmitte 2022 wurde für Q4 2022 noch ein Gewinnplus von 10,5 % erwartet. Die Gewinnerwartungen wurden in den zurückliegenden Monaten wie avisiert also deutlich gekappt. Auf der Umsatzseite hilft hingegen die Inflation. Die Umsätze dürften dank der hohen Teuerung um gut 4 % zugenommen haben. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Gewinnmargen unter Druck geraten sind und aufgrund der nach wie vor hohen Inflation zunächst auch bleiben.
Aber: Durch die deutlich zurückgenommenen Gewinnerwartungen haben der S&P 500 bzw. die Unternehmen aus dem Index im Rahmen der Berichtssaison Überraschungspotenzial. Die Unternehmen haben die Teuerung bisher gut weggesteckt, im Zusammenspiel mit einer insgesamt noch niedrigen Aktienpositionierung bei den großen Marktakteuren sollte sich jegliche positive Überraschung stabilisierend auf den Markt auswirken. Das Umfeld für den S&P 500 bleibt angesichts der erwarteten milden Rezession im ersten Halbjahr aber schwierig. Für 2023 wird laut Bloomberg noch ein Gewinnwachstum von 6,4 % erwartet, was etwas zu hoch gegriffen sein könnte und den Index im weiteren Jahresverlauf wiederum bremsen dürfte.
Zumal einer der wichtigen Faktoren für die Zinsentscheidungen der Fed, der Arbeitsmarkt, weiter boomt. Die Arbeitslosenquote ist auf 3,5 % und somit auf das Niveau gefallen, das die Fed als Vollbeschäftigung ansieht. Der weitere Verlauf hängt davon ab, was die Fed im Jahresverlauf macht. Der Markt hat sich darauf eingeschossen, dass die Fed im zweiten Halbjahr bereits die Zinsen senken wird. In diesem Punkt steckt ein gewisses Enttäuschungspotenzial. Denn die Fed kennt die Fehler der Vergangenheit. Die hohe Inflation etwa in den 70er-Jahren war eine Folge zu früher Lockerungen. Derzeit gibt die Fed den Ausblick, dass die Zinsen 2023 nicht gesenkt werden, der Anleihemarkt sagt das Gegenteil - die Rendite 2-jähriger US-Bonds erreichte im November 2022 ihr bisheriges Zwischenhoch im laufenden Zinserhöhungszyklus bei 4,7 %. Markt und Fed sind auf Konfrontationskurs, was in den Sommer hinein für Unsicherheiten sorgen dürfte.
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Beim Blick auf die Bewertungen hat Europa klar die Nase vor den USA.
Die US-Indizes (Dow Jones und S&P 500) liegen beim KGV für 2023 bei etwa 17, der DAX dagegen bei etwa 12, Euro Stoxx 50 und Stoxx Europe 600 zwischen 12 und 13. Das Kapital wird sich an den Renditeoptionen orientieren, diesbezüglich ist in Europa mehr zu holen. Denn: Die Faktoren, die Europa im vergangenen Jahr seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges belasteten, drehen. Zum einen fielen die volkswirtschaftlichen Daten in Europa zuletzt besser aus als in den USA, die Gaspreise sind stark gefallen, was vor allem energieintensiven Branchen wie der Chemie Rückenwind verleiht. Zudem ist zu erwarten, dass ein wichtiger Motor gerade für die europäische Volkswirtschaft wieder anspringt: China. Aufgrund der engen Verzahnung mit China und dem Ende der Null-Covid-Strategie sind frische Impulse zu erwarten. Hinzu kommen hohe Renditeoptionen. Die Renditedifferenz oder Risikoprämie zwischen Aktienmarkt und sicheren Staatspapieren ist in Europa noch größer. Beim S&P 500 und beim Dow Jones lieg die Gewinnrendite basierend auf den aktuellen Schätzungen für 2023 bei 5,8 bzw. 5,7 % (inverses KGV). Gleichzeitig werfen die 2-jährigen US-Bonds 4 % Zinsen ab. Ein Risikoaufschlag von 1,8 bzw. 1,7 % lässt bewertungstechnisch in der Breite keine großen Sprünge zu. Das ist in Europa anders. Die Renditeerwartung beispielsweise beim DAX liegt bei 8,2 %, das steht im Gegensatz zu 2-jährigen Bundespapieren mit lediglich 2,5 % Rendite.
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Was sagt die Markttechnik?
Auch bei der Markttechnik zeigt sich ein zweigeteiltes Bild - Europa hinterlässt hier den besseren Eindruck: Der S&P 500 ist an seinem Abwärtstrend gescheitert, sodass ein weiterer Ausbruchsversuch zunächst missglückt ist. Damit besteht Rückschlagpotenzial zunächst bis 3.800 Punkte. Sollte diese Marke nicht halten, ist mit einer Fortsetzung des Abwärtstrends innerhalb des Trendkanals Richtung 3.500 Punkte oder sogar tiefer zu rechnen.
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Der Dow Jones macht in technischer Hinsicht den besseren Eindruck.
Das liegt an dem im Gegensatz zum breiter gefassten S&P 500 geringeren Technologieanteil. Ähnlich wie der DAX hat der Dow Jones bereits seinen Abwärtstrend gebrochen. Mit dem Unterschied, dass der DAX die Voraussetzung für einen neuen Aufwärtstrend durch Ausbruch über das Hoch bei 14.575/14.600 Punkte geschaffen hat, was beim Dow Jones nicht zutrifft. Insofern ist der US-Leitindex technisch noch nicht so weit, zumal auch hier wie beim S&P 500 die Zeichen auf Konsolidierung stehen. Erstes Konsolidierungsziel ist die Horizontale bei 32.581 Punkten. Darunter droht der Rückfall in den ursprünglichen Abwärtstrend.
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Der DAX macht technisch den besten Eindruck, was auch zu der vorgenannten fundamentalen Ausgangslage passt.
Der deutsche Leitindex hat eine SKS-Formation bullish nach oben aufgelöst und die Voraussetzung für einen neuen Aufwärtstrend geschaffen. Die durch die Jahresanfangsrally ausgelöste überhitzte Marktlage ist aber zunächst abzubauen. Für eine Bestätigung einer Trendwende muss sich der Index über der Nackenlinie bzw. zumindest über der Zone zwischen 14.575/14.600 Punkten halten. Wird das Trendwendemuster damit bestätigt, lassen sich für den DAX neue Hochs als Kursziel aus dem inversen SKS-Muster ableiten. Bricht die angesprochene Unterstützungszone jedoch auf, muss man sich mit 14.000 Punkten oder dem GD200 bei 13.573 Punkten als Korrekturziel anfreunden.
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Bayer: Aktivisten machen Druck - und Performance
Beim Frankfurter Börsenbrief haben wir die Cashpositionen beim konservativen und spekulativen Musterdepot deutlich reduziert. Bei den Käufen stehen DAX-Werte im Vordergrund, einer davon ist Bayer:
Beim deutschen Pharma- und Chemiekonzern wird der Druck auf das Management zunehmend größer. Zwei Investoren und ein Großaktionär drängen auf eine Aufspaltung. Der Fonds Inclusive Capital Partners des aktivistischen US-Investors Jeff Ubben hält knapp 8,2 Mio. Aktien an Bayer. Dies entspricht einer Beteiligung von 0,8 %. Das ist auf den ersten Blick zu wenig, um groß Forderungen zu stellen. Aber man befindet sich wohl auf einer Linie mit dem singapurischen Staatsfonds Temasek, der mit mehr als 3 % einer der größten Anteilseigner ist. Eingeweihten Kreisen zufolge hat nun auch der aktivistische Investor Bluebell Capital Partners einen Anteil an Bayer aufgebaut. Bluebell Capital drängt ähnlich wie Inclusive Capital Partners auf die Aufspaltung des Unternehmens. Entsprechende Gespräche mit dem Verwaltungsrat von Bayer sollen bereits stattgefunden haben. Konkret geht es um die Abspaltung der Agrarsparte, was, so die Idee dahinter, den Wert für die Aktionäre um mehr als 70 % steigern würde. Zusätzlich will man den Verkauf oder die Börsennotierung der Konsumsparte prüfen lassen.
Seit der 63 Mrd. $ schweren Übernahme des US-Agrarchemieriesen Monsanto hat Bayer bekanntlich einen Bremsklotz am Bein und ist milliardenschweren Rechtsstreitigkeiten um den Unkrautvernichter Glyphosat ausgesetzt. Dass man aufseiten von Bayer einer Aufspaltung bisher negativ gegenüberstand, liegt vor allem an Bayer-Chef Werner Baumann, der die kostspielige Monsanto-Übernahme verantwortet. Ziel der Aktivisten dürfte es sein, Baumann entweder zu „überzeugen“ oder schon vor dem Ende seines Vertrages im April 2024 zu ersetzen. Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann sucht intern und extern nach Managern und will laut Insidern einen Kandidaten bis zur nächsten Hauptversammlung im April 2023 präsentieren.
Was ist bei einer Aufspaltung machbar? Die Investmentbank Berenberg hat das beispielhaft nachgerechnet und kommt unter Anwendung marktüblicher Multiples auf insgesamt 110 Mrd. € Unternehmenswert. Abzüglich knapp 31 Mrd. € Nettoschulden, Pensionsverbindlichkeiten und der potenziellen Vergleichszahlungen für die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten kommt man auf knapp 69 Mrd. € Eigenkapitalwert oder 70 € je Aktie als potenziellen Zielpreis. Das ist deutlich weniger, als die Aktivisten sich mit 70 % Wertsteigerung erhoffen, aber auch ein realistischer, konservativer Wertansatz.
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Die Aktie hat auf die Spekulationen bereits deutlich reagiert.
Sie verzeichnet seit Jahresanfang ein Kursplus von rd. 17 %. Nach einem solchen Anstieg fällt ein Kauf der Aktie zwar schwerer, aber in den Spekulationen steckt Substanz. Unser Kursziel liegt bei 70 € (Stop: 46 €).
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Weitere Themen in der Ausgabe 03/2023 u. a.:
++ HomeToGo - Turnaround-Chance ++ United Internet - Ionos-Rally ist gestartet ++ Verbio - Prognoseerhöhung voraus? ++ ATOSS Software - Ausblick erhöht ++ Kontron - Für Dividendenjäger ++ Hugo Boss - Schlussspurt ++ Leonardo - Einfach zu günstig
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