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Nachdem vor den US-Präsidentschaftswahlen viele mit einem Durchmarsch der Demokraten gerechnet hatten, stellen sich die Dinge nun sehr viel komplizierter dar. Zwar hat Joe Biden die etwas besseren Chancen, 46. Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Aber dass die Demokraten auch im Senat zukünftig die Mehrheit haben, wird wohl ein Wunschtraum bleiben. Aller Voraussicht nach werden die Republikaner auch weiterhin die Mehrheit im Senat behalten, während das Repräsentantenhaus auch weiterhin von den Demokraten dominiert wird. Selbst wenn Joe Biden sich also durchsetzen sollte, wird er nicht so ohne Weiteres „durchregieren“ können. Diese ernüchternde Erkenntnis musste auch schon der letzte US-Präsident der Demokraten, Barack Obama, machen. Obama, der wie Biden auch auf Kompromisspolitik gepolt war, wurde in einem wahren Zermürbungskampf von der Verweigerungspolitik einer republikanischen Mehrheit im Senat ausgebremst.
Dennoch ist die politische Konstellation, wie sie sich derzeit in den USA herauszukristallisieren scheint, eine gute Nachricht für die Finanzmärkte. Warum? An den Märkten war im Vorfeld der Wahlen die „Blue Wave“ gespielt worden. Darauf war auch die Schwäche der Tech-Werte zurückzuführen. Es ging um Steuererhöhungen, eine deutlich strengere Regulierung von Big Tech, Pharmaunternehmen und der Gesundheitsbranche. Und es ging um ein Konjunkturprogramm von bis zu 5 Bio. $ bis 2025. Daraus wird in dieser Form nichts, auch wenn der neue Präsident Joe Biden heißt. Ein Konjunkturprogramm wird es aber auf jeden Fall geben, wenn auch möglicherweise ein nicht ganz so großes und zudem mit etwas anderen Schwerpunkten als ursprünglich von den Demokraten angedacht. In der Folge der aktuellen Gemengelage hängt Value weiterhin hinterher und die Zinsen kommen erneut deutlich unter Druck. Im Technologiesektor wird also auch weiterhin das größte Geld zu verdienen sein. Bereits seit Mittwoch zeigen die Nasdaq-Indizes wieder deutliche relative Stärke zu allen anderen Märkten. QUALCOMM hat am Mittwoch nach Börsenschluss Quartalszahlen vorgelegt. Das Unternehmen stellt Chips her, die vor allem in der Mobilfunkkommunikation Anwendung finden. Qualcomm ist viertgrößter Halbleiterhersteller der Welt und besitzt in Teilbereichen, wie z. B. bei Baseband-Prozessoren für Smartphones, eine Quasi-Monopolstellung. Der Umsatz konnte im letzten Quartal um 73,6 % auf 8,35 Mrd. $ gesteigert werden, während der Gewinn unterm Strich auf 2,96 Mrd. $ knapp versechsfacht wurde. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag mit 1,45 $ deutlich über der Markterwartung von 1,17 $. Auch die Umsatzprognose für das laufende Quartal liegt mit 7,8 Mrd. bis 8,6 Mrd. $ deutlich über der durchschnittlichen Analystenschätzung in Höhe von 7,15 Mrd. $. Der Markt honorierte, dass Qualcomm mit den vorgelegten Zahlen fast sämtliche Prognosen klar überboten hat. Das Unternehmen profitiert derzeit insbesondere von den neuen 5G-Netzen. So ist man beispielsweise mit seinen 5G-Chips auch im neuen iPhone 12 vertreten. Die Erfolgsgeschichte wird sich bis auf Weiteres fortsetzen. Der Aktienkurs ist zwar schon gut gelaufen, aber noch nicht davongelaufen. Auf Basis der Gewinnschätzungen für das soeben begonnene Geschäftsjahr 2020/21 liegt das KGV gerade mal bei 21, was für einen Technologiewert mit dynamischem profitablem Wachstum günstig ist. Auch wenn Qualcomm derzeit knapp unter seinem Allzeithöchstkurs notiert, ist die Aktie weiterhin attraktiv.
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