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Ist Joe Bidens Konjunktur-Bazooka zu brachial?
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NewsletterLeuchtturm
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12.02.2021

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kantimm

Sehr geehrte(r) ,

diese Woche hat Oliver Kantimm, Redakteur von "Der Aktionärsbrief", den Newsletter für Sie zusammengestellt.

Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende.
Ihr Bernecker-Team

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Überzieht Joe Biden?

Die US-Wirtschaft macht nicht unbedingt den schlechtesten Eindruck. Die Unternehmensgewinne lagen im vierten Quartal in 88 % der Fälle über den Erwartungen. 78 % schlugen die Umsatzschätzungen. Ebenso lagen fast sämtliche Konjunkturdaten aus den USA wie die Erstanträge auf Arbeitslosigkeit oder die Einkaufmanagerindizes über den Erwartungen. Solche Zahlen werden von der Angebotsseite untermauert. Die Rohstoffpreise steigen auf breiter Front. In immer mehr Teilen der Wirtschaft kommt es zur Angebotsknappheit. Der Chip-Sektor steht dafür Pate und ein Autohersteller nach dem anderen warnt davor, die Nachfrage nicht bedienen zu können. Die Frachtpreise gehen durch die Decke und haben sich seit November teilweise vervierfacht.

Die Amerikaner kommen beim Impfen schnell voran. In den USA sind bereits 34 Mio. Impfungen durchgeführt worden. 26 Mio. Amerikaner haben die Erkrankung bereits durchgemacht. Somit sind über 60 Mio. Amerikaner zumindest theoretisch geschützt und es ist davon auszugehen, dass die USA unter den Industrieländern diejenigen sind, welche die Pandemie am schnellsten hinter sich lassen.

Darauf trifft nun Bidens Konjunktur-Bazooka. Zusammen mit den bislang bewilligten Konjunkturhilfen der Trump-Amtszeit würde Bidens 1,9-Billionen-Paket die staatliche Anschubhilfe auf rund 25 % des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts bringen. Deutschland kommt ohne Staatsgarantien auf etwa 10 %. Moody’s rechnet es vor und schätzt, dass der sog. „Output Gap“, also die Lücke zwischen der tatsächlichen und der potenziell möglichen Wirtschaftsleistung, in den USA im Moment zwischen 4 und 5 % liegt. Bidens Vorschlag hat ein Volumen, das jedoch doppelt so groß ist. Nur eine sofortige hohe Stimulanz mit viel Geld schafft Vollbeschäftigung in einem Jahr. Eine solche Aussage eines Finanzministers gab es noch nie. Selbst Keynes würde wohl den Kopf schütteln. Folge:

Die Inflation nimmt Fahrt auf. Das signalisierte jetzt der Preisindex als Komponente des ISM Manufacturing Index mit einem Anstieg von 77,6 auf 82,10 Punkte. Das spiegelt sich auch in den steigenden Inflationserwartungen wider (s. Chart oben). Die 10-jährige US-Staatsanleihe erreichte im Wochenverlauf mit einer Rendite von über 1,18 % ein neues Jahreshoch und hat sich seit Sommer 2020 mehr als verdoppelt.

Die Schlussfolgerung: Zu viel Medizin verursacht Nebenwirkungen. Notenbanken als auch Staaten müssen darauf achten, nicht zu überziehen. Eine überhitzte Wirtschaft als Ergebnis der kommenden Maßnahmen in Kombination mit diversen Marktexzessen birgt immer Gefahren. Das muss im Auge behalten werden. Anleger können die Rally weiter mitfahren, das aber nur mit einem entsprechendem Cashpolster, um für den Fall eines Falles handelsfähig zu sein.

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HAWESKO

Mit einem guten Glas Wein von HAWESKO scheint der Lockdown etwas erträglicher zu sein. Die Weinhandelsgruppe aus Hamburg macht 85 % ihrer Umsätze auf dem deutschen Heimatmarkt, ist aber auch noch in Österreich, der Schweiz, Tschechien und Schweden aktiv. Gemessen am Absatzvolumen ist Deutschland nach den USA, Frankreich und Italien der weltweit viertgrößte Weinmarkt.

Noch nach dem ersten Halbjahr 2020 hatte sich Hawesko pandemiebedingt nicht zu einer seriösen Prognose für das Geschäftsjahr 2020 imstande gesehen. Abgeschlossen wurde das Krisenjahr dann letztlich gemäß vorläufiger Zahlen mit einem Umsatz- und Ergebnisrekord. Der Umsatz ist um knapp 12 % auf 620 Mio. € gestiegen, während das EBIT um gut 40 % auf ca. 42 Mio. € gestiegen sein dürfte. Damit hätte man das obere Ende der kurz vor Jahresende auf 39 bis 42 Mio. € angehobenen Prognosespanne erreicht. Insbesondere im vierten Quartal ist durch das Weihnachtsgeschäft zusätzliche Dynamik aufgekommen. Insgesamt konnten die deutlich rückläufigen Umsätze im Hotellerie- und Gaststättengewerbe durch höhere Nachfrage in anderen Absatzkanälen - vor allem im Onlinehandel - fast kompensiert werden.

Die guten Perspektiven sollten sich auch 2021 fortsetzen. Zwar dürfte sich die starke Umsatzentwicklung im Onlinehandel wegen der voranschreitenden Impfungen etwas abschwächen, aber dafür sollte im Großhandelsgeschäft wieder mehr Dynamik aufkommen.

Auch an die Aktionäre ist gedacht. Hawesko dürfte für das zurückliegende Geschäftsjahr eine unveränderte Basisdividende in Höhe von 1,30 € sowie eine Sonderausschüttung von 0,45 € je Aktie zahlen. Das ergibt eine Dividendenrendite von stattlichen 4,1 %.

Hawesko ist also einen näheren Blick wert. Der Aktienkurs hat sich nach dem März-Ausverkauf zeitweise knapp verdoppelt und befindet sich derzeit in einer Korrekturphase, die jedoch bald auslaufen sollte. Bei Kursen um 42 € dürfte der Kurs seinen Boden gefunden haben. Den fairen Wert sehen wir bei 55 €.

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BITCOIN

Der BITCOIN wird falsch interpretiert. Viele Börsenkenner sehen im Bitcoin eine einzige Blase. Denn Bitcoin sei für den Zahlungsverkehr technisch wenig geeignet. Erfolgte Zahlungen sind unwiderruflich. Die Handhabung von Bitcoin Wallets mithilfe der Public und Private Keys ist so einfach gestaltet, dass es häufig vorkommt, dass einer dieser Schlüssel oder beide verloren gehen. Bitcoin sei zu langsam und verbrauche zu viel Energie. Das alles ist richtig. Trotz allem:

Bitcoin ist eine Frage der Akzeptanz, wie auch Gold. Elon Musk zufolge steht die Kryptowährung Bitcoin „kurz davor“, von Investoren allgemein akzeptiert zu werden. Ray Dalio steht für Bridgewater Associates und bereitet den Kauf von Bitcoins vor. Es geht um einen neuen Fonds, der sich auf alternative Vermögensanlagen fokussiert, welche die Entwertung von Kapital aufgrund der Notenbankexzesse umgehen. Die Marktkapitalisierung von Bitcoin liegt inzwischen bei über einer halben Billion Dollar. Die Akzeptanz steigt und steigt und deshalb sind die aktuellen Kurse nicht das Ende der Fahnenstange.

In dieser Woche kam der nächste Paukenschlag. Tesla investiert rd. 1,5 Mrd. $ seiner Barreserven in Bitcoin und wird die Kryptowährung künftig auch als Zahlungsmittel für seine Produkte und Dienstleistungen akzeptieren. Wer ist der Nächste? Ein neues Allzeithoch ist die logische Konsequenz.

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BAIDU

BAIDU will das Chip-Geschäft aufmischen. Dazu ist das chinesische GOOGLE-Pendant in Gesprächen mit den Risikokapitalfirmen GGV und IDG Capital. Ziel des Ganzen ist es, frisches Kapital für eine eigenständige Chip-Firma für künstliche Intelligenz zu beschaffen. Es ist davon auszugehen, dass Baidu an dieser Tochter die Mehrheit halten wird. Die Chips sollen an Kunden aus verschiedenen Branchen, darunter auch Automobilhersteller, verkauft werden. Baidu hat bereits eine eigene Chip-Einheit, die Kunlun, den ersten eigenen KI-Chip der Chinesen, entwickelt hat. Wir gehen davon aus, dass Baidu neben den Halbleiteraktivitäten vor allem das Thema KI stärker in den Fokus stellen wird. Das hat zwei Effekte: Die Abhängigkeit vom Werbemarkt reduziert sich und die Halbleiter- und KI-Beteiligungen bekommen ein Preisschild, das den tatsächlichen Wert von Baidu transparenter macht. Selbst ein Börsengang ist perspektivisch eine Option. Ein KGV von 25 per 2022 ist dafür noch günstig. Kurzfristig erscheint die Aktie überhitzt, unter 275 $ ist sie jedoch wieder einen näheren Blick wert.

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Lust auf weitere Expertise der „Aktionärsbrief“-Redaktion? Dann lassen Sie sich die jüngste Schnelltest-Ausgabe im Rahmen von Bernecker-TV nicht entgehen. Schlaglichter beim Gespräch von Michael Hüsgen mit Volker Schulz:

++ Tilray – Beispiel für einen weiteren Exzess
++ GFT Technologies – German Tech mit Nachholpotenzial
++ C3.ai – Tolles Unternehmen, aber die Bewertung …
++ Taat Lifestyle & Wellness – Alarmglocken klingeln
++ China Water Affairs – Namhafte Aktionäre
++ Apple – Mega-Hit bei den Quartalszahlen und Zoff mit Facebook
++ Alibaba – Jetzt eine sehr interessante Gelegenheit!
++ Klöckner & Co. - Anschnallen für die Neubewertung

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