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Sehr geehrte(r) ,
diese Woche hat Oliver Kantimm, Redakteur von "Der Aktionärsbrief" den Newsletter für Sie zusammengestellt. Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende. Ihr Bernecker-Team
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WIRECARD - ISIN: DE0007472060
Geht die „Neverending Story“ WIRECARD weiter, oder war’s das nun endgültig? Eigentlich hätte der Finanzdienstleister am gestrigen Donnerstag endgültig die vollständig testierte Jahresbilanz für 2019 vorlegen müssen. Stattdessen wurde sie ein weiteres Mal verschoben, allerdings auf einen unbestimmten Zeitpunkt. Damit setzt sich die Serie der Pleiten, Pech und Pannen fort. Das Unheil hatte Ende Januar 2019 begonnen, als die „Financial Times“ Anschuldigungen bezüglich angeblicher Bilanzfälschungen eines Tochterunternehmens in Singapur erhob. Später folgte eine Razzia in den Geschäftsräumen der Wirecard-Tochter in Singapur. Es folgten Anstrengungen für Sammelklagen von US-Anlegern, die sich von Wirecard zu den Anschuldigungen der „Financial Times“ falsch unterrichtet fühlten.
Im März 2019 gab es dann einen Verdacht wegen möglicher Geldwäsche und Vertragsfälschungen in Indien. Ende März gab es dann einen „unabhängigen“ Prüfungsbericht einer von Wirecard beauftragten Singapurer Anwaltskanzlei zu den Vorwürfen, der „keine wesentlichen Auswirkungen“ auf die Konzernabschlüsse zum Ergebnis hatte. Dennoch verschob Wirecard die Veröffentlichung der 2018er-Bilanz. Es folgte eine Klage gegen die „Financial Times“ und dem verantwortlichen Redakteur wegen des Verdachts der Kursmanipulation. Im April erstattete auch die BaFin Anzeige gegen mehrere Personen wegen des Verdachts der Kursmanipulation. Im Oktober gab es dann einen weiteren Artikel in der FT zu angeblich überhöht ausgewiesenen Umsätzen in Dubai und Irland. Im November 2019 weiteten sich die Vorwürfe auf Gelder aus, die auf Treuhandkonten geparkt worden seien, von Wirecard aber zu den eigenen Barreserven gezählt worden seien.
Ende April 2020 wurden dann Ergebnisse eines externen Prüfberichts von KPMG veröffentlicht, aus dem sich Wirecard eigentlich die Erteilung der Absolution erhofft hatte. Das genaue Gegenteil war der Fall: KPMG konnte weder zur Existenz noch zur Höhe von Erträgen aus dem sogenannten Drittpartnergeschäft eindeutige Belege finden und sah darin das Vorliegen eines „Untersuchungshemmnisses“. Der Aktienkurs brach daraufhin erneut heftig ein. Ende Mai wurde dann die Veröffentlichung der Bilanz für 2019 erneut verschoben, nachdem sie zuvor bereits von Anfang April auf Mitte April verschoben worden war. Anfang Juni schaltete sich dann die Staatsanwaltschaft ein und durchsuchte die Geschäftsräume von Wirecard. Die Vorwürfe richteten sich aber nicht gegen das Unternehmen, sondern gegen einzelne Personen aus dem Management.
Am gestrigen Donnerstag folgte dann der vorläufige Höhepunkt der Pannenserie. Wirecard sah sich erneut nicht zur Veröffentlichung der Bilanz für 2019 in der Lage. Grund: Der beauftragte Wirtschaftsprüfer EY vermisste Nachweise über Bankguthaben in Höhe von insgesamt 1,9 Mrd. €, die auf Treuhandkonten liegen sollen. Dieser Betrag entspricht ca. einem Viertel des Bilanzwertes und ungefähr dem kompletten Eigenkapital von Wirecard. Zudem sieht EY Hinweise für gezielte Täuschungsversuche, was bestimmte Salden angeht. Das Wirecard-Management reagierte wie zuvor stets auch: Man sieht sich nicht als Täter, sondern als Opfer. Man vermutet einen „gigantischen Betrug“ und erstattete deshalb Anzeige gegen Unbekannt. Wir dagegen meinen:
Wo Rauch ist, ist auch Feuer! Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn an der Serie von Vorwürfen zumindest im Kern nichts dran wäre. Warum sonst sollte das Wirecard-Management seit eineinhalb Jahren nicht in der Lage sein, die Vorwürfe glaubhaft und vollständig aus der Welt zu schaffen? Die Unternehmenskommunikation war durchgehend ausbaufähig, der Kooperationswille zur Aufklärung bisweilen recht halbherzig.
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Die Risiken sind immens. Liegt bis zum heutigen Freitag nicht die 2019-Bilanz vor - wovon auszugehen ist -, können Banken Kreditlinien in Höhe von rund 2 Mrd. € kündigen. Dass das tatsächlich passiert, ist indes unwahrscheinlich, denn das würde wohl die sofortige Insolvenz Wirecards zur Folge haben. Völlig auszuschließen ist aber nicht, dass die Banken einen Schlussstrich ziehen, um dem leidigen Thema ein Ende zu setzen. Möglicherweise wird auch nur ein Teil der Kredite fällig gestellt, so dass man Wirecard noch eine gewisse Überlebenschance gewähren würde.
Ein großes Fragezeichen steht auch hinter Vorstandschef Markus Braun. Die Vermutung liegt spätestens seit gestern nahe, dass Braun sein Unternehmen nicht im Griff hat. Oder warum hätte Braun sonst am 28. Mai 27.600 Wirecard-Aktien zu einem Kurs von 90,38 € kaufen sollen? Eigentlich hätte er da schon ahnen müssen, dass das Testat des 2019-Abschlusses zumindest gefährdet ist. Dennoch hat er sich nicht gescheut, knapp 2,5 Mio. € seines Privatvermögens zu investieren. Ein CEO, der derart planlos agiert, gehört vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung freigestellt!
Wirecard benötigt einen soliden Neuanfang ohne Markus Braun. Rund die Hälfte des Wirecard-Geschäfts ist werthaltig und seriös. Die andere Hälfte besteht aus dem seit vielen Monaten umstrittenen Drittpartnergeschäft. Hier ist die Visibilität und vermutlich auch die Seriosität sehr niedrig. Das Drittpartnergeschäft gefährdet also einen an sich gesunden und profitablen Konzern. Deshalb kann ein Neuanfang nur gelingen, wenn man sich von diesem Geschäftszweig trennt. Dann halbiert sich zwar die Geschäftsgrundlage Wirecards, das Unternehmen wäre dann aber auf einen Schlag solide und unangreifbar. Dieser Halbierung der Geschäftsgrundlage wäre mit einer zeitweisen Fünftelung des Aktienkurses bereits ausreichend Rechnung getragen. Fraglich ist aber, wie die Kunden reagieren. Verlieren sie zunehmend das Vertrauen und kehren deshalb Wirecard den Rücken, würde damit auch der eigentlich solide und hochprofitable Teil des Geschäfts einer gefährlichen Erosion unterliegen.
Wirecard bleibt also bis auf Weiteres eine Black-Box. Kurzfristig ist erst einmal am wichtigsten, wie die Banken reagieren. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie sofort alle Kredite fällig stellen, gingen bei Wirecard unwiderruflich sofort die Lichter aus. Weitere wichtige Frage: Was ist mit den 1,9 Mrd. € Bankguthaben auf Treuhandkonten, für die keine ausreichenden Prüfungshinweise vorliegen? Handelt es sich hier um eine komplette Luftnummer oder existieren die Guthaben zumindest teilweise?
Für den Fall, dass eine Insolvenz vermieden werden kann und ein Neuanfang auf solider Basis gelingt, wäre die Aktie bei 25 € sicherlich einen Blick wert. Für eine Kaufempfehlung ist das Chance-/Risikoverhältnis allerdings zu ungünstig, denn auch ein Totalverlust liegt weiter im Bereich des Möglichen, wenn auch nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit. Wer bisher investiert war und den Kursrutsch miterleben musste, braucht nun in der Nähe des Tiefstkurses auch nicht mehr auszusteigen. Ein Nachkauf verbietet sich allerdings ebenfalls. Hier gilt die alte Börsenweisheit: Werfen Sie schlechtem Geld kein gutes hinterher!
Nicht nur die Wirecard-Aktie, sondern auch der DAX und andere Aktienindizes haben sich in den vergangenen Wochen sehr volatil gezeigt. Ein derart schwankungsanfälliger Markt ist ein wahres El Dorado für kurzfristige Trader. Dafür bedarf es aber eines erfahrenen Beraters mit großer Expertise, wie z. B. dem BERNECKER TRADINGCLUB. Dieser hat vergangene Woche sechs Short-Positionen mit Gewinn glattgestellt. Derzeit hält der BTC noch fünf weitere Short-Positionen. Wenn Sie wissen wollen, welche, laden wir Sie ein, den BTC für zwei Wochen kostenlos zu testen. Bitte klicken Sie hier.
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