18.06.2021

About You nach dem IPO | Aufspringen oder auf spannendere Investments warten?

Zalando ist auch aus Anlegersicht zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Die Corona-Pandemie hat für Rückenwind gesorgt. Mit About You schickt sich nun ein junger Wilder an, in die Fußstapfen zu treten. Die Rahmenbedingungen für einen Börsengang waren günstig - kein Wunder also, dass es dem Management nicht schnell genug gehen konnte. Sollte man als Anleger nach dem IPO zugreifen? Wir stellen den Börsenneuling auf den Prüfstand.

Die Zahlen

Am vergangenen Mittwoch war es soweit, About You feierte Parkett-Premiere. Das Handelskürzel wurde mit „YOU“ passend gewählt. 21 Prozent der Unternehmensanteile sind im Rahmen des IPO in den Streubesitz übergegangen. 28,6 Millionen Anteilsscheine stammen aus einer Kapitalerhöhung, weitere 8,4 Millionen Aktien wurden aus den Beständen der aktuellen Eigentümer angeboten. JP Morgan, Goldman Sachs und die Deutsche Bank standen und stehen About You beratend zur Seite.

Wer vom Start weg mit im Boot sitzen wollte, bekam von About You folgendes Angebot: Die Zeichnungsspanne wurde auf 21 bis 26 Euro festgelegt, die Ausgabe erfolgte zu 23 Euro. Die Erstnotiz lag bei 25,60 Euro, die Marktkapitalisierung ist damit bei rund 4 Milliarden Euro angesiedelt. Privatanleger waren vom Zeichnungsverfahren ausgeschlossen, hier stellt sich also die Frage, ob man jetzt im Anschluss an den Börsengang zugreifen soll.

Dass About You noch rote Zahlen schreibt, ist kein Geheimnis. Das zurückliegende Geschäftsjahr beendete man mit einem Umsatz von 1,17 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau entspricht. Für das laufende Geschäftsjahr hat man sich ein Umsatzplus von 40 bis 50 Prozent vorgenommen.

Wohin fließen die Einnahmen?

Rund 657 Millionen Euro aus dem Emissionserlös fließen About You direkt zu. Expansion ist das Zauberwort. Der Modehändler will weiterhin wachsen und den Stamm von aktuell rund 31 Millionen Kunden ausbauen. Auch in die Verbesserung der technologischen Infrastruktur soll Geld gesteckt werden.

Natürlich haben auch die Muttergesellschaft Otto, der Finanzinvestor Heartland sowie weitere kleinere Investoren, aus deren Beständen sich die Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) speist, ihren Teil vom Kuchen abbekommen.

Muss die Aktie ins Depot?

Wir meinen nein. Der Zeitpunkt für den Börsengang ist sicherlich gut gewählt, die Wachstumsperspektive wirkt auf den ersten Blick ansprechend. Dennoch sind wir der Meinung, dass die aktuelle Unternehmensbewertung kein allzu großes Potenzial für Kurszuwächse in den kommenden Monaten birgt. Die stattliche Euphorie im Online-Modehandel wird in nächster Zeit erst einmal abebben und wir raten unseren Lesern davon ab, auf dem Höhepunkt der guten Laune noch das letzte Glas Sekt vom Tablett zu nehmen, obwohl klar ist, dass die Party schon in den letzten Zügen ist.

Alternativen sind bereits in Sichtweite. Der Online-Fahrradhändler Bike24 will ebenso wie der sicher den meisten Lesern geläufige Brillen-Spezialist Mister Spex in Kürze an die Börse gehen. Auch die zweite Reihe ist mit Blue Elephant (Windkraft) und Novem (Automobilbranche) gut besetzt. Sobald es hier konkreter wird, werfen wir auch auf diese IPO-Kandidaten einen näheren Blick.

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