NIKOLA MOTORS | Tesla auf Wasserstoff?
Dass es in Sachen Fernlastverkehr dringenden Handlungsbedarf gibt, ist unstrittig. Der Schadstoff-Ausstoß, der durch LKW verursacht wird, ist gigantisch. An Lösungsansätzen mangelt es nicht, an der praktischen Umsetzung aber schon. Jetzt tritt mit Nikola Motors ein neuer Visionär an, um den Markt aufzurollen. Steht hier die neue Tesla in den Startlöchern, oder liegt doch eher Elon Musk richtig, der für den Börsenneuling wenig übrig hat? Für ernsthafte Umsätze hat es bei Nikola bislang noch nicht gereicht, aber in Sachen Visionen macht dem Management so schnell niemand etwas vor. Nachdem man in den vergangenen Jahren verschiedene LKW-Prototypen gefertigt hat, wird die Modellpalette Ende Juni um ein Pickup mit der Modellbezeichnung „Badger“ erweitert. Hiervon soll es ein Modell mit reinem Elektroantrieb und eine Variante mit einer Kombination aus Wasserstoff- und Elektroantrieb geben. Die Produktion will man in Kooperation mit einem etablierten Autobauer stemmen. Ab dem kommenden Jahr soll es dann der LKW-Branche an den Kragen gehen. Zunächst mit einer Elektro-Variante, aber dem Jahr 2023 dann auch mit Wasserstoffantrieb. Weil die Wasserstoff-Fahrzeuge unterwegs natürlich auch nachtanken müssen, hat man das norwegische Unternehmen NEL Asa mit ins Boot geholt. NEL soll den Aufbau der Tankstellen-Infrastruktur übernehmen. Ein erster Nutzer steht auch schon bereit: Der Brauerei-Konzern Anheuser-Busch wird 800 LKW mit Brennstoffzellen-Antrieb abnehmen und damit Lieferungen in den USA bestreiten. Wasserstoff, Elektroantrieb, Umweltschutz, Mobilität. Einen attraktiveren Themenmix kann man sich als Unternehmen kaum schneidern. Die Euphorie lässt sich an der Kursentwicklung schön ablesen. Auf den gnadenlosen Hype folgte die erwartbare Korrektur. Aktuell notiert die Aktie bei 74 Dollar. Die Marktkapitalisierung liegt deutlich jenseits von 20 Milliarden Dollar. Ein sportlicher Bewertungsansatz für einen Newcomer, der bislang noch nicht viel gerissen hat. Aber wir erinnern uns an die Anfänge von Tesla. Auch dort war die Skepsis groß. Tesla hat inzwischen bewiesen, dass man profitabel wirtschaften kann. Die Ware, mit der bei Nikola gehandelt wird, ist Vision, Fantasie, Interesse und Vorbestellungen. Wir sehen einen gigantischen Markt und optisch wie technisch ansprechende Fahrzeugmodelle. Aber wir sehen auch die hohen Hürden und den weiten Weg, den Nikola mitsamt seinen Partnern noch zu gehen hat. Vor allem im Bereich der Infrastruktur, wo nicht nur die Strom- und Wasserstoffversorgung ein Thema ist, sondern vor allem auch ein dichtes Netz an Werkstätten, die Wartung und Reparatur übernehmen können, zur Verfügung stehen muss, wird man diversen Herausforderungen begegnen. Auf dem aktuellen Niveau kommt ein Investment freilich nur für hartgesottene Anleger infrage. Wer aber ein bisschen Spielgeld auf der hohen Kante und starke Nerven mitbringt, zockt mit einer kleinen Position mit.
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